Leere Flaschen für volle Einkaufskörbe…
Über 900 Pfandflaschen hatten die Schüler des Ludwigsgymnasiums seit Anfang 2014 gesammelt! Zusammen mit einem ordentlichen Zuschuss aus der Schülerzeitungskasse des Pennäler konnte Felix Kern, Lehrer am Ludwigsgymnasium, nun am Schuljahresende eine Spende von 500€ an die Straubinger Tafeln der Malteser überreichen. Anlässlich der Spendenübergabe wollten wir noch mehr über die Arbeit der Tafeln erfahren und haben Frau Gerda Liebl interviewt…
Ludwigsgymnasium.de: Seit wann gibt es die Straubinger Tafeln?
Gerda Liebl: Seit 16 Jahren.
Worin besteht Ihre Arbeit und wer sind die Helfer, die daran beteiligt sind?
Es wir keiner bezahlt, wir haben nur ehrenamtliche Mitarbeiter. Das sind verschiedene: Hausfrauen, Rentner und auch welche, die in Arbeitsverhältnissen stehen. Die kommen, wann sie Zeit haben, für drei, vier Stunden. Wir sind ungefähr 30 Ehrenamtliche. Wir sind aufgeteilt: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag.
Wir lange wird pro Tag die Ausgabe vorbereitet?
Wir holen Dienstag, Mittwoch und Donnerstag die Ware bei den Geschäften. Dann wird sie bei uns sortiert. Das geht dann los um 8h, so bis zwei, halb drei – je nachdem, wie viel Ware wir haben. Das wird jeden Tag gemacht – Obst, Gemüse, Joghurt, alles wird eingeräumt und sortiert. Das machen wir eben drei Mal, und am Donnerstag Nachmittag ist die Ausgabe.
Worin genau besteht denn die Arbeit hier vor Ort?
Wir bekommen z.B. Obst und Gemüse, das aus dem Auto ausgeladen und dann in den Eingangsbereich kommt. Dort schauen unsere Frauen Alles Kiste für Kiste durch, werfen das Faulige weg und räumen die Ware dann wieder sauber in die Kisten ein. Das ist das Erste.
Dann haben wir Joghurt und Wurst, die wir nach Datum kontrollieren, in die Kühltheken bzw. die Regale räumen. Dann bekommen wir noch Brot, das müssen wir ordnungsgemäß verstauen.
Wie kann man die Haupt-Klientel beschreiben, an die Sie das Essen ausgeben? Aus welchen Bevölkerungsgruppen kommen die denn?
Das ist total verschieden. Hauptsächlich Hartz-IV-Empfänger, die Sozialhilfe erhalten, Rentner mit geringer Rente, und dann auch Asylbewerber – die sind auch bei uns.
Lässt sich beziffern, in welchem Umfang Sie täglich bzw. wöchentlich Essen ausgeben?
Das ist schwierig. Wir haben aber Tage in der Ausgabe dabei, da gehen die Leute nicht unter 30, 40€ Wert raus. Also Obst, Käse, Wurst, Gemüse, das haben eigentlich Alle.
Sie haben vorher die Geschäfte erwähnt – woher kommen denn die Mittel? Zum Einen gibt es ja die Lebensmittel als solche, aber sie haben sicher auch noch finanzielle Quellen.
Wir haben schon auch Spender, aber es darf nichts dazu gekauft werden. Wir bekommen die Ware vom EDEKA-Lager, von LIDL, von ALDI, manchmal von einer Spedition in Regensburg – da bekommen wir dann Marktfrisch-Ware. Dann gibt es noch die Metzgereien Kammerl, Jungmayer und Wolf, und Bäckereien wie Steinleitner.
Wie groß ist Ihr Einzugsbereich? Sie sprachen von einer Spedition in Regensburg.
Das nur teilweise – wenn wir Sonderposten bekommen. Sonst nur Straubing und Bogen – wobei Bogen demnächst eine eigene Tafel aufmacht, das fällt dann bei uns weg.
In Dokumentationen z.B. hat man schon öfter gehört, dass manche Unternehmen Organisationen wie Ihre geradezu zur billigen Resteentsorgung missbrauchen. Da sind dann offene Verpackungen mit dabei und es muss noch viel aussortiert werden. Wie sieht es damit bei Ihnen im Alltag aus?
Das haben wir schon auch, aber wir sortieren vor Ort – so haben wir das ausgemacht. Das Meiste bleibt dann dort, denn Firmen wie ALDI und LIDL haben andere Container als wir. Meistens richten uns die Firmen aber schon was her. Ich muss sagen, wir haben ein super Verhältnis zu den Geschäften – Gott sei Dank! Die sind sehr hilfsbereit.
Können Sie in etwas beziffern, welche Summen jährlich aus den Flaschenspenden an den Pfandautomaten an die Tafeln fließen?
Nein, denn damit haben wir nichts zu tun – das geht dann direkt an die höchste Stelle [gemeint ist die Bundesorganisation der Tafeln] und von dort aus werden dann die Autos finanziert, oder die Räumlichkeiten, falls neue nötig sind.
Wie hat sich denn in den letzten Jahren die Zahl der Abnehmer der Tafeln entwickelt?
Ich bin jetzt inzwischen seit acht Jahren hier, und als ich damals angefangen habe, da hatten wir vielleicht 80, 100 Leute, die etwas geholt haben. Mittlerweile haben wir über 300 Personen, die jede Woche kommen.
Sehen Sie Gründe für diesen Zuwachs?
Es handelt sich überwiegend um Menschen ohne Arbeit – auch immer mehr junge Leute, sogar mehr junge als alte. Und dann eben Asylbewerber, da haben wir die letzten Monate sicher 200 dazu bekommen. Und das sind nur die, an die wir Karten ausgeben, da hängen ja dann noch Familien mit dran.
Deutschland verschwendet ja – wie die meisten Industrieländer – massiv Lebensmittel. Manche Quellen sprechen von einem Viertel, manche sogar von mehr, das weggeworfen wird, obwohl es noch absolut geeignet wäre für den Verzehr. Ist das für Sie als Tafel, die ja Lebensmittel abnimmt und ausgibt, eher eine gute Nachricht, weil es das Potential zeigt, inwieweit sich noch mehr für Ihre Zwecke besorgen ließe, oder ist es doch eher eine negative Nachricht?
Also für uns ist es eine gute Nachricht, wenn noch mehr kommt! Manchmal reicht es nämlich einfach nicht! Auf der anderen Seite wird halt so viel weggeschmissen…
Und an das Weggeworfene der Privathaushalte kommen Sie ja nicht ran.
Richtig.
Dürfen Sie denn z.B. Joghurt, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, noch ausgeben?
Ja, aber nicht länger als fünf Tage zurück.
Finden Sie das sinnvoll?
Ja.
Fänden Sie es sinnvoll, es auch noch länger darüber hinaus auszugeben?
Ja, das ist auch länger möglich, und unsere Leute wissen das ebenso. Und wenn wir eines haben, das schon länger abgelaufen ist, haben wir dafür extra Einkaufswägen, in die wir das legen. Da kommt dann ein Zettel dran „Auf eigene Gefahr“ – das müssen wir so machen. Aber diese Wägen sind letztlich immer leer, das wird Alles mitgenommen. Und man kennt’s ja von sich selber: da hat man mal Joghurts, die 14 Tage oder drei Wochen ‚drüber‘ sind, und denen fehlt nix!
Was würden Sie sich denn für die Tafeln am meisten wünschen?
Ich würde mich wünschen, dass es mehr Leute gibt, die sich hier engagieren, denn es sind wirklich nicht viele. Das heißt, es kommen schon viele, aber die gehen dann nach einem Tag wieder, weil sie sich das ganz anders vorgestellt haben. Die meinen „Ich geh da rein, stell mich hin, und geb die Ware wieder aus.“ Aber so ist es nicht. Es ist schon mit viel Arbeit verbunden. Und dann, dass die Armut mehr zurückgeht! Dass also nicht so viele Leute auf das hier angewiesen sind.