Den Duft von Geschichten riechen – Ibrahima „Ibo“ Ndiaye
„An dieser Stelle fällt die Geschichte ins Meer und wer ihren Duft als Erster riecht, der kommt ins Paradies!“ Gebannt hängen die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen an den Lippen ihres Gastes Ibrahima Ndiaye, der am 12. und 13. März einen Hauch von Afrika in der Aula Einzug halten ließ.
Der senegalesische Autor und Geschichtenerzähler bot im Rahmen der Lesereisen der Stadtbibliothek Straubing den Luggyanern alles andere als eine ruhige Autorenlesung. Voller Elan und Herzlichkeit eroberte er Herzen und Aufmerksamkeit der Kinder im Sturm, indem er von seiner Kindheit in Afrika erzählte, mit den Kindern afrikanische Lieder sang, klatschte und trommelte und schließlich ganz in der Tradition seiner geliebten Großmutter Geschichten erzählte, die die Schülerinnen und Schüler schauspielerisch umsetzten und gar nicht genug davon bekommen konnten.
Kehrte doch einmal kurze Unruhe ein, vermochte die Geste des erhobenen und gesenkten Armes begleitet von den Worten „kassi – kassi“ sowie die Antwort der Zuhörerinnen und Zuhörer „kassi – kalo“ sofort wieder alle zurück zur Geschichte zu rufen. Während für die Klassen 5d und 5e in einem Märchen eine schöne Prinzessin nach einem Schlangenbiss von drei Jünglingen wieder zum Leben erweckt werden musste, durften die Klassen 5a, 5b und 5c am Mittwoch erfahren, wie das Geschichtenerzählen von einer fleißigen Bauersfrau erfunden worden war, der im Traum allerlei wunderliche Dinge erscheinen. Wer als Erste oder Erster der Kinder „den Duft“, also die „Moral“, der Geschichte zu riechen vermochte und somit die Tür zum Paradies öffnen durfte, wird aber wohl ein Geheimnis bleiben.
Viel zu schnell verging die Zeit mit Ibo und auch nach gut 90 Minuten konnten sich die Schülerinnen und Schüler kaum lösen von der lebendigen und aufregenden Darbietung des Autors. „Die Europäer haben die Uhr und die Afrikaner haben die Zeit“ – mit diesem Satz beschloss unser Gast die Veranstaltung und hinterließ mit Sicherheit bei nicht wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Gefühl, dass dafür die Zeit einfach zu kurz war.