Der Thron von England ist durch einen Bastard entweiht!
Am 11. Oktober begab sich der Deutschkurs 3 der Q11 mit insgesamt 21 SchülerInnen und 3 Lehrkräften zur Ergänzung der Schullektüre Maria Stuart von Friedrich Schiller zur Aufführung des gleichnamigen Theaterstücks, inszeniert von Mélanie Huber, nach Regensburg in das Velodrom.
Das Drama spielt Ende des 16. Jahrhunderts in England und beschreibt den sich zuspitzenden Konflikt zwischen den beiden Halbschwestern Maria, der Königin von Schottland, und Elisabeth, der Königin von England. Erstere ist nach der Flucht aus ihrem Königreich wegen angeblicher Beihilfe zum Mord an ihrem Ehemann und Hochverrat an der englischen Königin in Gefangenschaft auf Schloss Fotheringhay (England), da Elisabeth dieser aufgrund ihrer Angst um den Thron den Schutz verwehrt hat.
Die folgenden Jahre wird Maria nun dort verbringen und auf ihr mögliches Todesurteil durch Elisabeth und ihrer Gefolgschaft warten. Die Handlung des Dramas setzt ein, als Marias Hüter, Sir Paulet ihr Zimmer nach Wertgegenständen durchsucht, damit die Gefangene keine Retter bestechen kann. Im folgenden Dialog erzählt Mortimer, Paulets Neffe, Maria von ihrem Todesurteil, das zwar bereits gefallen ist, für das jedoch noch Elisabeths Unterzeichnung der Vollstreckung aussteht. Ebenfalls berichtet er von seinem Befreiungsplan. Maria hingegen hofft auf eine Rettung von Leicester, weshalb sie Mortimer beauftragt, diesem einen Brief zu übergeben.
Während Elisabeth und ihr Gefolge Baron Burleigh und Graf Talbot noch über die Unterzeichnung diskutieren, übergibt Mortimer Leicester den Brief, weshalb dieser daraufhin beschließt, ein Treffen der beiden Königinnen zu arrangieren, sodass sich Maria vor Elisabeth rechtfertigen kann, um dadurch aus ihrer Haft entlassen zu werden. Außerdem berichtet Mortimer von dem zum Schein angenommenen Mordauftrag von Elisabeth an Maria. Die Begegnung der Schwestern läuft allerdings anders ab als erhofft, denn die sich anfangs unterwerfende Maria wird durch Provokationen seitens Elisabeth immer aufgebrachter, weshalb dieses Gespräch mit wütenden Beschimpfungen beider Seiten und dem energischen Abgang der englischen Königin inklusive Gefolgschaft endet.
Zwischenzeitlich hat Burleigh einen Liebesbrief von Leicester an Maria entdeckt und meldet dies der Königin. Um sich wieder in besseres Licht zu stellen, will Leicester die Rettung abbrechen und verrät Mortimer, welcher sich daraufhin selbst das Leben nimmt, da sein Verrat ohnehin mit dem Tod bestraft worden wäre. Der Königinnenstreit unterstützt wiederum Elisabeths zuvor angestellten Überlegungen, die gefangene Maria hinrichten zu lassen. Trotzdem ist die englische Königin noch unentschlossen, unterzeichnet das Urteil jedoch nach einem kurzen Monolog und bekräftigt dies mit dem Willen und Drängen ihres Volkes. Das Urteil wird dem Diener Davison ohne weitere Anweisung übergeben, fällt jedoch in Burleighs Hände und wird daraufhin ausgeführt. Als Katholikin legt Maria vor ihrem Tod noch die Beichte ab: Eine Verschwörung gegenüber ihrer Halbschwester bestreitet sie weithin, verurteilt selbst ihre Auflehnung gegenüber Elisabeth sowie ihr Verhältnis zu Leicester und bekennt sich mitschuldig am Tod ihres Mannes. Sie kann deshalb ihren Tod akzeptieren.
Die Hinrichtung wird indirekt in einem Monolog von Leicester geschildert, worin er seine Mitschuld an der Tötung der zu Unrecht Verurteilten erkennt. Das Stück endet, nachdem auch den übrigen Anwesenden klar wird, dass die Hinrichtung zu Unrecht vollzogen worden ist, da angebliche Beweise gefälscht worden waren. Daraufhin entlässt Elisabeth ihren Großschatzmeister Burleigh, Talbot entschließt wie Leicester, die Königin und das Land zu verlassen, weshalb Elisabeth nun alleine mit gequältem Gewissen zurückgelassen wird.
Das Theater Regensburg hat für die Inszenierung des Stücks ein modernes, einfach gestaltetes Bühnenbild, bestehend aus verschiebbaren Wänden, gewählt, das funktional ist und somit mehrere Orte wie Marias Zimmer oder den Schlossgarten darstellen kann. Außerdem beinhaltet es eine hakenförmige, frei schwingende Eisenstange, die einerseits als begleitendes Musikinstrument genutzt und andererseits am Ende des Stücks Teil eines beeindruckenden Schattenspiels wird, bei dem Elisabeths Schatten scheinbar eine Schlinge um ihren Hals liegen hat, um Elisabeths Rolle als moralische Verliererin am Ende des Dramas zu verdeutlichen. Unterstützt wird das gesamte Szenario durch einzelne Chorgesänge.
Auch die Kostüme sind simpel gehalten, da einige Schauspieler mehrere Rollen verkörpern und so leicht ein Rollenwechsel für den Zuschauer erkennbar ist. Einzig das Unterscheiden der beiden Figuren Dienerin Davison und eine Art Gewissen, die Silke Heise zugleich verkörpert, ist für den Zuschauer anfangs schwierig, da sie sich nur durch das Tragen von Handschellen differenzieren. Im Gegensatz zu Schillers schriftlicher Version werden hier die beiden Rollen des Davison und Talbot von Frauen besetzt. Auffallend ähnlich ist das Aussehen von Maria und Elisabeth, was auf ihre enge Verwandtschaft und andere Gemeinsamkeiten wie den Anspruch auf den englischen Thron hinweisen soll. Jedoch sind die Charaktere grundlegend unterschiedlich, was sich an Marias Katholizismus, Sympathie und Entschlossenheit im Gegensatz zu Elisabeths innerer Unruhe und ihrem evangelischen Glauben zeigt.
Abschließend lässt sich sagen, dass dies eine moderne, aber dadurch keinesfalls sinnentfremdende Inszenierung von Schillers klassischem Drama Maria Stuart ist und sich somit gut als Ergänzung der Schullektüre eignet. Jedoch weicht sie teilweise vom Original ab, weshalb in der anschließenden Busfahrt zurück ans Ludwigsgymnasium eine angeregte Diskussion zwischen SchülerInnen und Lehrkräften über das eben Gesehene geführt wurde.