Exkursion zu Südzucker nach Plattling
Am 26.11.2015 unternahmen die Klassen 8a und 8b unter der Leitung von Herrn Hennings und Frau Graßold eine Exkursion zum Thema Stofftrennung ins Südzuckerwerk. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ging es im vollbesetzten Bus auf nach Plattling. Nach einer halbstündigen Busfahrt kamen wir auf dem riesigen Betriebsgelände an, auf dem während der Kampagne (Kampagne = Zeit in der die Zuckerrüben aus dem Feld geholt werden) täglich bis zu 16000 Tonnen Rüben zu Zucker verarbeitet werden.
Zuerst besichtigten wir mit dem Bus das Betriebsgelände. Dabei sahen wir, wie die rund um die Uhr durch 74 LKW angelieferten Rüben, zuerst gewogen werden, denn das Gewicht ist ein entscheidender Faktor für die später an die Bauern gezahlten Preise.
Ebenso wichtig ist der Zuckergehalt der Rüben, weshalb sie daraufhin geprüft werden. In diesem Jahr liegt der Zuckergehalt dank der hohen Sonneneinstrahlung bei 20% (vgl. letztes Jahr: 16-17%), doch der Ertrag sank von 95 t/ ha (letztes Jahr) auf 76-78 t/ ha. Nach der Prüfung des Zuckergehalts werden die Rüben begutachtet. Hierbei wird geprüft, wie hoch der Prozentsatz des Schmutzes ist und ob Krankheiten vorliegen.
Das Ergebnis dieser Prüfung ist wiederum preisbestimmend. Anschließend werden die Rüben vom LKW gespritzt oder abgekippt. Danach werden die Steine ab- gesiebt und die Blätter entfernt. Nun gelangen die Rüben in einen Kanal, worin sich Erde und anderer Dreck absetzt, der später zur Betreibung von Biogasanlagen genutzt wird. Jetzt gelangen die Zuckerrüben per Rübenband in die Zuckerfabrik. Ein Teil der Rüben wird jedoch gelagert, um die Produktion an Sonn- und Feiertagen aufrechtzuerhalten.
Bevor wir jedoch den Weg der Rüben weiter verfolgten, präsentierte uns Herr Reinhold Hofbauer, ein Mitglied des Vorstandes der Südzucker Group, das im Jahr 1961 gegründete Unternehmen. Dabei erfuhren wir, dass hier in Plattling insgesamt 258 Personen beschäftigt sind. Die 258 Angestellten setzen sich zusammen aus 193 Stammkräften, 37 befristete Angestellte und 26 Azubis.
Das Unternehmen bildet in den Bereichen Industriekaufmann (-/frau), Elektroniker (-/in) für Betriebstechnik und Industriemechaniker (-/in) aus. Außerdem existiert im Werk eine eigene Feuerwehr. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 18.500 Mitarbeiter. Der Umsatz liegt bei ca. 7 Milliarden €. Südzucker besitzt 26 Fabriken in vielen verschiedenen Ländern Europas.
Das größte Segment des Unternehmens ist der Zucker, von dem in Plattling pro Kampagne ca. 250.000 t produziert werden. Die Zuckerrüben dafür werden mit LKWs, die mit etwa 26 t des Rohstoffes beladen sind, angeliefert. Pro Tag kommen in Plattling 700 Fuhren davon an. Die auf dem Feld durch Folie abgedeckten Rüben können reibungslos verladen sowie transportiert werden, da die Lader und Lastwagenfahrer per GPS kommunizieren. Die LKWs transportieren die heimischen Rüben aus einem Gebiet, das sich von Regensburg, Donau abwärts bis Passau und im oberbayerischen Bereich bis zum Chiemsee erstreckt. Dieses Gebiet umfasst die fruchtbaren Anbaugebiete in den Landkreisen Deggendorf, Straubing, Regensburg und Dingolfing.
Insgesamt beliefern 3000 Rübenbauern das Werk in Plattling. Neben dem Werk in Plattling gibt es noch weitere 19 Zuckerfabriken in Deutschland. In diesen werden jährlich 4,49 Millionen Tonnen Zucker produziert. Der Pro Kopf Verbrauch liegt in Deutschland bei 33 kg Zucker pro Jahr. Auf europäischer Ebene ist Deutschland nach Frankreich und vor Polen der zweitgrößte Zuckerproduzent. Weltweit ist zu beobachten, dass der Zuckerverbrauch kontinuierlich steigt. Diese Tendenz beruht auf dem steigenden Verbrauch in den Schwellenländern.
Der größte Konkurrent der Zuckerrübe ist das Zuckerrohr, welches hauptsächlich in Brasilien hergestellt wird. Ab dem Jahr 2017 wird dem Zuckerrohr durch ein Handelsabkommen der Weg auf dem europäischen Markt geebnet. Dadurch wird die Dominanz der Zuckerrübe geschwächt werden.
Auf dem 35 Hektar umfassenden Plattlinger Fabrikgelände von Südzucker werden die gereinigten Zuckerrüben in die Fabrik befördert. Danach schneiden große Messerkästen mit jeweils neun Messern, die stets nach 35 Stunden gewechselt werden müssen, die Rüben in Schnitzel. In 70 Grad Celsius heißem Wasser löst sich nun im Extraktionsturm der Zucker aus den Rübenzellen. Die ausgelaugten Schnitzel werden daraufhin getrocknet und das gewonnene Wasser wird verwendet, um den gesamten Wasserverbrauch der Fabrik zu decken.
Die gepressten Rübenschnitzel werden als Tierfutter sowie Silage wiederverwertet. Daraufhin werden Kalkmilch und Kohlensäure zugeführt um Nichtzuckerstoffe zu binden. Übrig bleibt nach einer erneuten Filtrierung ein klarer Dünnsaft mit rund 16 Prozent Zuckergehalt. Anschließend wird der Dünnsaft durch mehrmaliges Eindampfen zu einem goldgelben Dicksaft mit circa 67 Prozent Zuckergehalt. Dann wird dieser „gekocht“ bis sich Kristalle bilden, die durch den Überzug aus Sirup goldgelb erscheinen. Durch Schleudern in Zentrifugen trennt sich der Sirup von den Kristallen. Die Sirupreste werden zum Schluss mit heißem Wasser weggespült.
Wird der Zucker noch einmal aufgelöst und wieder kristallisiert, erhält man Zucker von höchster Reinheit: die Raffinade. Der getrocknete und gekühlte Zucker wird in Silos gelagert. Die drei Silos im Südzuckerwerk Plattling fassen insgesamt 77000 Tonnen Zucker.
Der fertige Zucker wird zu 90 Prozent an die weiterverarbeitende Industrie verkauft. Zehn Prozent des hergestellten Zuckers werden zu im Haushalt verwendetem Zucker abgepackt. Dies geschieht folgendermaßen:
Computergesteuerte Maschinen falten beispielsweise 1 Kg-Packungen und verleimen das Papier, doch sie lassen oben eine Seite offen, durch die später der Zucker in die Verpackung gelangt. Anschließend wird der Zucker in grobdosierten Mengen eingefüllt. Dann werden geringe Mengen zugegeben, um das Wunschgewicht zu erreichen. Packungen mit Untergewicht werden dabei automatisch aussortiert. Zum Schluss werden die Packungen fest verschlossen und auf Paletten gestapelt. Der Transport des Zuckers erfolgt entweder per LKW oder auf dem Schienenweg.
Am Ende dieser Exkursion spendierte uns die Südzucker AG noch ein Paar Wiener Würstchen mit Semmel, die wir nach der anstrengenden Besichtigung sichtlich genossen. Außerdem erhielt jeder Schüler als Mitbringsel eine Packung „Glückszucker“. Danach fuhren wir mit dem Bus zur Schule zurück und trafen pünktlich um 11.55 Uhr dort ein.