Stolpern erwünscht!
Frei nach diesem Motto machten sich am 25. Juli elf Schüler des Ludwigsgymnasiums auf den Weg in die Straubinger Innenstadt, um herauszufinden, was sowohl Straubinger als auch Auswärtige über die von dem Kölner Künstler Gunter Demnig in der Stadt verlegten „Stolpersteine“ wissen und wie sie zu diesen Kunstwerken, die an Opfer des NS-Regimes erinnern, stehen.
Die Schüler befragten insgesamt 150 Passanten, von denen ein Drittel angab, die Bedeutung der Stolpersteine überhaupt nicht zu kennen. Die Umfrage ergab, dass 70% der verbliebenen Befragten die in das Trottoir eingelassenen Stolpersteine durchaus beachten, wenn sie beispielsweise die Synagoge in der Wittelsbacherstraße passieren. Lediglich 30% sagten aus, die Stolpersteine beim Gang durch die Stadt zu „übersehen“.
Auffällig war, dass 40% der befragten Personen angaben, die Stolpersteine beim Gang durch die Stadt absichtlich nicht zu betreten. Sie äußerten Bedenken, die Würde gegenüber den Opfern des NS-Regimes zu verletzen. Ein Passant zog in diesem Zusammenhang einen interessanten Vergleich, indem er das Treten auf die Stolpersteine mit dem Treten in ein Grab gleichsetzte.
Die Anzahl der Skeptiker spiegelt sich in der Frage wider, ob die Stolpersteine als eine würdige Form des Gedenkens an die Opfer der NS-Zeit bezeichnet werden können. Hier äußerte ebenfalls knapp die Hälfte der Befragten gewisse Zweifel: Einerseits kam zwar zum Ausdruck, dass die Stolpersteine eine wichtige Aufgabe erfüllen, da sie sich offensiv mit einer dunklen Seite der Vergangenheit der Stadt Straubing auseinandersetzen und den Menschen buchstäblich „etwas in den Weg gelegt wird“, andererseits wurde die konkrete Form des Gedenkens teilweise kritisiert: Die Stolpersteine sollten laut Meinung der Passanten noch auffälliger in Szene gesetzt werden und nicht im Boden „verschwinden“, wo zudem die Gefahr der Beschmutzung und damit der Entwürdigung besteht.
Die Kritiker schlugen alternativ gut sichtbar platzierte Gedenktafeln an den ehemaligen Wohnorten der NS-Opfer vor, bzw. plädierten für Ausstellungen oder andere Kunstwerke in der Innenstadt, die allerdings nicht in den Boden eingelassen werden, sondern in die Höhe ragen sollten.