Zum Gedichtexperten – Verbesserung der Schreibfähigkeit im Rahmen einer Gedichterschließung
Zum Ende der Schulzeit sollen „Texte […] fachsprachlich präzise, prägnant und stilistisch angemessen verfasst“ (KMK 2012) und „Textkohärenz beachtet“ (StMUK 2004 [Lehrplan By, Q12]) werden können. Nur, was genau bedeutet es, präzise und kohärent zu schreiben? Wie formuliert man angemessen? Wie ist das Ziel des Lehrplans zu erreichen und was lernt man dazu konkret im Deutschunterricht der höheren Jahrgangsstufen?
Auch der Deutschunterricht der gymnasialen Oberstufe hat die Aufgabe, alle Schüler auf dem Weg zu einer angemessenen Ausdrucksweise zu unterstützen. Zu diesem Zweck wurde an der Universität Regensburg in Zusammenarbeit mit erfahrenen Lehrkräften ein Training erstellt, das die Klasse 10a im Schuljahr 2015/16 absolviert hat.
Verlauf und Ziele
Eingebettet in eine Sequenz zu literarischen Textinterpretationen wurden immer wieder kürzere Texte verfasst und dabei die einzelnen Bestandteile einer typischen Interpretation Schritt für Schritt eingeübt. Die Schüler lernten verschiedene ausgewählte und entwickelte Strategien kennen, die Ihnen verdeutlichten, was eine angemessene Formulierung ist und wie Sie diese in Ihrem eigenen Text verwenden können. Die erworbenen Strategien können sie auch in anderen Fächern einsetzen, um für das jeweilige Fach passende Texte zu produzieren.
Das Projekt hat folgende Ziele: Es soll…
- die Formulierungsfähigkeit in schriftlichen Texten steigern.
- das Lernverhalten verbessern.
- Strategien zeigen, die man auch in anderen Fächern einsetzen kann.
- zeigen, dass eine gute Ausdrucksweise lern- und trainierbar ist.
Information zur Datenerhebung
Die für das Projekt notwendige Erhebung von Daten, wie sie im Folgenden beschrieben wird, wurde auch durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst genehmigt. Es nahmen mehrere Gymnasien in Bayern teil.
Ziel des Projekts ist es herauszufinden, wie groß die Fortschritte sind im Vergleich zu den Schülern, die den regulären Deutschunterricht besuchen. Es geht dabei darum, die Schreibfähigkeiten von verschiedenen Schülergruppen statistisch zu erfassen und letztlich die Wirksamkeit bestimmter, vielversprechender Methoden zu überprüfen.
Um die Fortschritte beim Schreiben und beim Einsatz der Strategien messen zu können, verfassten die Schüler im Rahmen des Deutschunterrichts vor dem Training, nach dem Training und mit einem zeitlichen Abstand zum Training eine Interpretation, wie sie auch in Schulaufgaben und im Abitur abgeprüft wird, und beantworteten einen Fragebogen. Dieser enthielt v.a. Fragen über die Einstellungen zum Fach Deutsch, zum Deutschunterricht, zum Lernverhalten, zur Schreibmotivation und zur Einschätzung des Trainings. Einige der Fragen stammen aus der bekannten PISA-Studie. Die Schülertexte sowie die Fragebögen werden aktuell an der Universität Regensburg ausgewertet. Alle teilnehmenden Schüler erhalten auch eine Rückmeldung über ihre Leistung in den Tests.
Ein großer Dank gilt der Klasse 10a, die ohne zu murren die Zusatzbelastung von drei (!!) zusätzlichen Tests in der Länge einer Deutschschulaufgabe über sich hat ergehen lassen und in allen drei Tests trotz einer nichtprüfungsrelevanten Situation mit Ernst und Fleiß bei der Sache gewesen ist.
Aus der Sicht des Deutschlehrers kann das Projekt nur als ein großer Erfolg bezeichnet werden. Die von der Universität gestellten Übungshefte stellen eine perfekte Grundlage dar, um auch schwachen Schülern beizubringen, wie man eine gelungene Gedichtinterpretation verfasst. Aber auch gute und sehr gute Jugendliche werden dank des Trainingshefts dazu befähigt, ihre Leistungen noch einmal zu steigern.
Carolin Donhauser, Universität Regensburg; Andreas Vogel, Fachlehrer Deutsch